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PRESSEMITTEILUNG

Delsberg / Biel / Zürich, Montag 12. Oktober 2020


Eine Imkerin, ein Arzt und ein Landwirt gegen die Wiedereinführung der Neonicotinoide

Die Zuckerlobby verlangt, dass das synthetische Pestizid Imidacloprid wieder angewendet werden darf, obwohl es in mehr als 1200 wissenschaftlichen Studien als hochgiftig anerkannt wurde. Deswegen lancieren die jurassische Imkerin Sonia Burri Schmassmann, der Bieler Arzt Jérôme Tschudi und der Zürcher Landwirt Ernst Frischknecht eine Petition an Bundesrat und Bundesamt für Landwirtschaft. Mit ihrer Petition wollen sie die Wiederzulassung eines Bienengiftes verhindern, das der menschlichen Gesundheit schadet und unsere Böden und unser Wasser kontaminieren.

Dem französischen Beispiel folgend, fordert die Schweizer Zuckerlobby eine Wiederzulassung von Imidacloprid mit dem Argument, dass die Ernte – und sogar die gesamte Industrie – von einer Blattlaus bedroht ist, dem Überträger eines Virus, der die Rübe befällt [1]. Dabei wurde dieses synthetische Pestizid bereits 2012 unter Moratorium gestellt und 2018 vollständig verboten, weil in mehr als 1200 wissenschaftlichen Studien unbestreitbar nachgewiesen wurde, dass Imidacloprid für bestimmte lebende Organismen höchst gefährlich ist, der menschlichen Gesundheit schadet und unsere Böden langfristig schädigt [2].

« Ich bin überzeugt, dass die Wiederzulassung dieses Giftes nur gut gemeint ist, aber das Gegenteil von gut bewirkt. » kommentiert Ernst Frischknecht, ehemaliger Präsident von BioSuisse. Dieser Pionier des Biolandbaus kennt das Problem gut und ist überzeugt, dass die Aufrechterhaltung des Verbots von Imidacloprid im Interesse der Produzenten und der Zuckerindustrie liegt: « Blattläuse werden dann von Pflanzen angezogen, wenn die Blätter, die mittels Photosynthese Zucker produzieren, diesen Zucker nicht über Nacht in die Wurzeln absinken lassen können. Wenn dieser Vorgang infolge Bodenverdichtung blockiert ist, wird der Zucker des Vortages auf die Blattoberfläche ausgestossen, wo er die Läuse anlockt. Wenn Zuckerrüben-Produzenten diesen Vorgang kennen, und wissen wie einfach diese Blockade mit einem einzigen Striegel-Durchgang gelöst werden kann, vermeiden sie aus eigenem Interesse das Insektengift Imidacloprid. Denn sie wollen ja den Zucker in Rüben und nicht auf den Blättern. »

Synthetische Pestizide haben keine gezielte Wirkung, und wir alle leiden darunter

 Nur ein Bruchteil des Wirkstoffs wird von den Pflanzen aufgenommen. Bis zu 98% verunreinigen unnötigerweise den Boden und die an Felder angrenzenden Gebiete und werden durch den Abfluss in die Wasserläufe getragen, wodurch der Grundwasserspiegel verunreinigt wird [3]. Diese Moleküle halten sich bis zu 20 Jahre im Boden [4] !

Es ist höchste Zeit, dass wir mehr in die Forschung investieren, um unsere Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen, und dass die Politik die gleichen Regeln für Importe wie für die Inlandproduktion erlässt, damit die Schweizer Landwirtschaft nicht mehr einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt ist. Wir richten eine Petition in diesem Sinne an den Bundesrat und das Bundesamt für Landwirtschaft und geben der Bevölkerung eine Stimme, um eine Wiederzulassung zu verhindern, die einen ernsthaften Rückschritt auf Kosten unserer Gesundheit [5]  und der Umwelt [6] bedeuten würde.

Petition
https://www.change.org/p/der-bundesrat-verbot-der-bienent%C3%B6tenden-neonicotinoide-kein-zur%C3%BCck-mehr

Kontakte
Sonia Burri Schmassmann, Imkerin, ehemalige Präsidentin des Imker-Dachverbandes apisuisse und Mitglied des Komitees des Westschweizer Imker-Vereins SAR, Soyhières (JU), sonia.burri@burri-p.ch, +41 79 594 16 65
Jérôme Tschudi, Arzt, Biel (BE), tschudi.jerome@gmail.com, 079 406 03 03
Ernst Frischknecht, Pionier des Biolandbaus und ehemaliger Präsident von BioSuisse, Tann (ZH), biofrischi@bluewin.ch, 055 240 17 03

Zusätzliche Quelle
«Damit wir auch in Zukunft eine Zukunft haben» von Autorin Christine Loriol über die Erlebnisse von Ernst Frischknecht beim Verzicht auf Pestizide

[1] https://www.parlament.ch/fr/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203944
[2] https://www.leparisien.fr/essonne-91/neonicotinoides-1200-enquetes-prouvent-leur-toxicite-selon-un-chercheur-du-cnrs-08-09-2020-8380647.php
[3] Sánchez-Bayo, F. (2014) The trouble with neonicotinoids. Science, 346, 806.
[4] Baskaran S, Kookana RS, Naidu R (1999) Degradation of bifenthrin, chlorpyrifos and imidacloprid in soil and bedding materials at termiticidal application rates. Pestic Sci 55:1222–1228
[5] Kimura-Kuroda J, Komuta Y, Kuroda Y, Hayashi M et Kawano H (2012), Nicotine-Like Effects of the Neonicotinoid Insecticides Acetamiprid and Imidacloprid on Cerebellar Neurons from Neonatal Rats PLoS One, 7(2): e32432, DOI:10.1371/journal.pone.0032432
[6] Pisa L,  Goulson D, Yan  EC,  Gibbons D, Sánchez-Bayo F, Mitchell EAD,  Aebi A, van der Sluijs J, MacQuarrie C, Giorio C, Yim Long E,  McField M, Bijleveld van Lexmond M and Bonmatin JM (2017) An update of the Worldwide Integrated Assessment (WIA) on systemic ecticides. Part 2: Impacts on organisms and ecosystems. Environmental Science and Pollution Research https://doi.org/10.1007/s11356-017-0341-3






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Initiative "Pour une Suisse libre de pesticides de synthèse" · Route des Gouttes d’Or 92 · Neuchâtel 2000 · Switzerland

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